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15.02.2021 // Gabriele Griessenböck

Entertainment nach Corona: Erlebnisse mit Faulheit

Der Hangover der Veranstaltungsbranche hält an. Einige Veranstalter sind in der Warteposition und könnten innert eines Tages loslegen. Andere haben bereits aufgegeben. Wir fragen den Zukunftsforscher Dietmar Dahmen, welche Veränderungen nach Corona auf die Entertainmentbranche zukommen und wie man sich heute darauf vorbereiten kann. Dahmen ist Referent bei 360° Entertainment am 16. März.  

Herr Dahmen, die Veranstaltungsbranche steht seit März letzten Jahres – mit kurzer Unterbrechung – nahezu still. Getreu dem Motto „First out, last in“. Sehen Sie trotzdem eine Chance in alle dem?

Dahmen: Um hier eine gute Antwort zu geben, muss man zuerst das „PROBLEM ZERO“ finden, den ersten Grund hinter all den Symptomen. Events sind ZENTRALISIERTE Veranstaltungen, also alle Teilnehmer (auf und vor der Bühne, auf und an dem Rasen) kommen zu einem zentralen Ort. Covid- 19 hat uns zur DE-ZENTRALISIERUNG gezwungen. Wir durften nicht mehr an einem zentralen Ort zusammenkommen - kein Kino, kein Restaurant, kein Bürogebäude.

Für all die zuletzt genannten Dinge wurden seit März 2020 NEUE ZENTRALE LÖSUNGEN zur De-zentralisierung gefunden.  Zoom ist die „zentrale Lösung“ für de-zentrale Meetings. Der Lieferdienst ist die zentrale Lösung für de-zentrale Restaurants. Netflix ist die zentrale Lösung für de-zentrales Kino.

Millenials haben sogar eine neue, zentrale Lösung für Live-Konzerte: Fortnite! Hier finden seit einiger Zeit eben auch Konzerte statt – eine ZENTRALE ONLINE ADRESSE , aber eben auch de-zentral und ohne Körperkontakt.

PROBLEM ZERO ist also, die EINE GROSSE ZENTRALE LÖSUNG, auf der Events de-zentral stattfinden. Das Problem ZERO. Das ist der HAI IM BECKEN. Der Hai (Das Problem Zero) geht nicht weg:

Wie kann man das lösen?

  1. Nicht durch wegrennen (flight)… der Hai ist schneller
  2. Nicht durch wegschauen und nichts tun (freeze)…dann beisst der Hai einfach zu
  3. Nicht durch angreifen (fight)… der Hai ist stärker.

Wenn die 3 normalen Wege nicht klappen…stellt sich die Frage gibt es einen vierten?

Die gute Antwort: JA! Nicht flight, nicht fight, nicht frezze. Der vierte Weg ist: DEN HAI REITEN! Oben drauf springen und den HAI ZWISCHEN die BEINE nehmen! Wenn wir oben drauf sitzen, kann uns der Hai nicht beissen. Wenn wir ihn fest zwischen den Beinen haben, fallen wir nicht runter.

Stellt sich die Frage: Was sind die beiden Beine?

Dahmen: Ich denke, dass eine BEIN ist ZENTRALISIERUNG…. Das andere eben DE-ZENTRALISIERUNG. Wenn wir mit BEIDEN BEINEN DRUCK MACHEN, bleiben wir oben. Wenn wir nur de-zentralisieren, machen wir Druck mit nur einem Bein und fallen wir runter. BEIDE BEINE müssen drücken: ZENTRAL und DE-ZENTRAL

Sie sagen, die Veranstaltungsbranche muss neue Wege gehen. Wie werden diese aussehen?
Dahmen: Die Lösung muss immer von ZWEI SEITEN kommen.Wenn PROBLEM ZERO die DE-zentralisierung ist, und wir aber alle ZENTRALISIERUNG gut finden (wir kommen ja gerne zusammen, wir wollen ja gemeinsam erleben!) müssen wir die DE-ZENTRALISIERUNG IN DER ZENTRALISIERUNG finden.Klingt schwierig - ist es auch.

Die Frage ist also, wie die Event Branche DE-ZENTRALE GEMEINSAMKEIT schaffen kann

Dahmen: Ein Weg ist eben der digitale Event- die Konzerte bei FORTNITE usw. Hier ist es wichtig, EINEN ZENRALEN ORT zu definieren, wo der Zuschauer weiss: das ist was los.  DIE DIGITALE STADTHALLE, quasi. Netflix hat das geschafft. Zoom ebenso. Für Events ist das eventuell noch nicht gelungen. Bei Fortnite ist es ja IN GAME- also ein „Anhängsel“.

Der zweite Weg ist es, VOR Ort zu DE-ZENTRALISIEREN, wie diese „Sci-fi-Film“ anmutenden Konzerte, bei denen das Publikum in individuellen Ballons steckt, hermetisch voneinander abgeriegelt, aber wenigstens OPTISCH und von den VIBES her zusammen, inklusive gemeinsamer Hitze im Ballon.

Der dritte Weg ist der HYBRID EVENT, also WENIGER MENSCHEN LIVE VOR ORT, viel im LONG TAIL online. Die Gäste vor Ort sind super gesichert, bezahlen auch viel und erleben den Event auf höchsten Niveau.

Der Digitale ROLL OUT hat verscheiden Level: von 360° VIRTUAL REALITY TICKETS, über Pick your camera (wie bei der Formel 1) und Fix- Kamera, aber live dabei bis hin zum Ende des Spektrums, mit der billigsten 1 Kamera NICHT LIVE Variante, ggf. sogar Werbefinanziert, z.b auf youtube oder eben auf dem EIGENEN ZENTRALEN EVENT KANAL: Es kommt also zu einer MISCH-KALKULATION mit verschiedensten Preis-niveaus, für die unterschiedlichen Service und ERBELBNIS-Levels.

Wird es für die Eventbranche ein Zurück zu einem „vor Corona“ geben?

Dahmen: Krisen wie Corana sind neu für uns, aber nicht für die Menschheit! Wir hatten schon immer, Pest, Cholera, Spanische Grippe. All diese Krisen verliefen gleich.

  1. Total Lock down - alles kaputt
  2. Wiederaufbau, mental und finanziell
  3. VOLL GAS PAAAAARRRRRTY

Nach Zeiten des radikalen Entzugs, kamen bisher immer Zeiten der RADIKALEN EXPEREINCE MAXIMIERUNG! Die roaring 20’s sehe ich also absolut kommen! Wann die beginnen? Nun das hängt eben vom mentalen und finanziellen Wiederaufbau ab. Wenn der gelungen ist, geht die Party los!

2021 sehe ich das eher nicht. Eher 2022 oder wenn wir ganz schlecht sind eventuell erst 2023. ABER DANN GEHTS VOLL AB!

Wird die Live-Veranstaltung zum „neuen exklusiven Gut“ werden und wie lange wird das anhalten?

Dahmen: Die EXPERIENCE ECONOMY ist voll im Rollen. Millennials sind bereit mehr Geld für EXPERIENCE auszugeben, als für Güter. Wir haben ja alles. Was fehlt, das rare, wertvolle Gut, ist die die EXPERIENCE: Reisen, Parties, EVENTS. Der Wunsch nach Experience ist da und wird im Entzug nur stärker.

Die Reichen leisten sich jetzt schon, in Dubai oder auf der eigenen Insel. Die weniger gut betuchten kompensieren online. Die Lücke zu schliessen wird so lange dauern, bis sich das NEUE Business-model rechnet. Für mich HYBRID das Model, das dies am schnellsten schafft.

ALSO: Teuer, exklusive LIVE-Gäste. Massen roll-out in den digitalen Medien. Die live Gäste zahlen viel, werden bewundert, sind ein „TRIBE“ für sich (der Club derer, die vor Ort sind). Die ONLINE Gäste zahlen weniger, werden weniger bewundert, sind aber auch ein „TRIBE“ für sich (der Club derer, die es live gesehen haben).

Welche Frage sollte sich jeder Veranstalter zum Re-Start stellen?

Dahmen: Ich denke die Frage ist falsch. Re-start ist falsch: NEU START ist besser. Wenn der Hai das Becken zu sehr demoliert hat, muss man ein neues Becken bauen.

Wie haben Sie selbst die Corona-Zeit ohne Live-Auftritte gemeistert?

Dahmen: Ich habe mich neu erfunden und sogar ein komplett neues PROGRAMM entwickelt. Eine 6-teilige Webinar-Reihe mit dem Titel WHAT’S NEXXXXXXT (mit 6 X): da erfahren Teilnehmer alles zum Thema : ERFOLG NACH CORONA! Die Serie läuft gerade super erfolgreich in den USA… wäre toll, wenn jemand sie in die Schweiz bringt.

Welchen Rat geben Sie Veranstaltern – insbesondere der Schweizer Szene?

Dahmen: HAI REITEN!

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